Konverter-Standort in Dormagen (Projektes Ultranet)
Sehr geehrter Herr Staatssekretär,
lieber Dr. Günther Horzetzky,
die Firma Amprion beabsichtigt den Neubau einer 380 KV-Höchstspannungsfreileitung zwischen den Umspannanlagen Osterath und Rommerskirchen als Teil der Ausbaumaßnahme Osterath-Weißenthurm. Diese Maßnahme ist Bestandteil des Netzkonzeptes Ultranet, das die Versorgung Süddeutschlands nach Abschaltung des KKW Philippsburg sicherstellt, sowie Windenergie aus dem Norden und Sonnenenergie aus dem Süden transportieren soll.
Am Netzknotenpunkt Osterath soll bekanntermaßen ein Konverter angeschlossen werden. Wegen starken Wiederstandes der Bevölkerung dort werden derzeit weitere Knotenpunkte geprüft. Wie die Neuss-Grevenbroicher-Zeitung vom 11.06.2014 berichtete werden dafür auch zwei Standorte in Dormagen geprüft.
Der Standort Gohr liegt an der Ortsgrenze zwischen Dormagen und Rommerskirchen-Widdeshoven. Gohr ist sehr ländlich geprägt und ist bereits von den Auswirkungen des Braunkohletagebaus betroffen. Die Einwohner kämpfen seit langem gegen steigendes Grundwasser. Durch finanzielles Eigenengagement wird gerade eine „Pumpenlösung“ realisiert. Weitere Beeinträchtigungen für den ca. 2.000 Einwohner zählenden Ortsteil kommen von einer Mülldeponie und von Windkrafträdern an den Ortsgrenzen. Eine zusätzliche Belastung durch einen Konverter auf einer Fläche von 370 x 260 Metern kann den Menschen in Gohr nicht zugemutet werden. Die Freizeitgebiete und damit die Naherholung in Gohr/Widdeshoven würden weiter eingeschränkt werden.
Zweiter Standort in der Prüfung ist das Dormagener Gewerbegebiet Silbersee. Das Gewerbegebiet Silbersee soll als regional bedeutsamer Logistikstandort ausgebaut werden und ist als solcher im neuen GEP (Gebietsentwicklungsplan) der Bezirksregierung Düsseldorf aufgeführt.
Mit trimodaler Anbindung und interkommunaler Entwicklung der Städte Neuss und Dormagen erfüllt er alle Kriterien für einen erfolgreichen Standort im Großraum Düsseldorf. Eine Konverter-Anlage an diesem Standort würde diese Qualität erheblich beeinträchtigen und mit 10 ha sehr viel Fläche einer wirtschaftlichen Entwicklung entziehen. Zudem müsste eine Höchstspannungsstichleitung über die Industriebahn und die A57 neu verlegt werden. Das alles wirkt für andere Investoren eher abschreckend.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Gewerbegebietes befindet sich zudem der Landwirtschaftsbetrieb „Stüttgeshof“.
Für Dormagen ist die Entwicklung des Gewerbegebietes Silbersee von herausragender Bedeutung um aus der Haushaltssicherung herauszukommen und wieder handlungsfähig zu werden.
Dormagen und vor allem die Ortslage Delrath/St. Peter sind bereits erheblich von Industrie und Gewerbe umgeben. Es darf nicht der Eindruck entstehen das weitere Belastungen durch einen Konverter zumutbar sind weil hier ja ohnehin schon eine hohe Belastung herrscht.
Was woanders nicht zumutbar ist, ist auch den Menschen in Dormagen nicht zuzumuten. Hier wird schon eine große Belastung durch Gütertransit auf Schiene und Straße, Großchemie, Energieversorgung und Transport, sowie ein dichtes Autobahnnetz getragen. Hinzu kommen wachsende Verkehrsströme zwischen den Metropolen Köln und Düsseldorf.
Ein Konverter, der viel Raum benötigt und massiv die Landschaft beeinträchtigt, keine Gewerbesteuer generiert und neue Gefahren beinhaltet wird hier sicher auf deutlichen Wiederstand in der Bevölkerung stoßen.
Ich bitte daher dies beim weiteren Vorgehen zu beachten und in die Beratungen bei der Bundesnetzagentur einzubeziehen. Ich bin überzeugt das neue Belastungen in der Energiewende nicht dort abgeladenen werden dürfen, wo schon erhebliche alte Belastungen sind.
Soll die Energiewende gelingen, müssen Nutzen und Belastungen fair verteilt werden.