In Grevenbroich begrüßte Marie-Jeanne Zander, Vorsitzende der SPD-Seniorinnen und Senioren im Rhein-Kreis Neuss, die älteren SPD-Mitglieder. Thema war die wichtige Frage, wie dem Alleinsein im Alter entgegengewirkt werden kann. In Ihrer Einleitung stellte Marie-Jeanne Zander fest: „Immer mehr ältere Menschen leben allein. Viele fühlen sich oft einsam und können ihren Alltag mit niemanden teilen. Einsamkeit und Isolation bestimmen den Alltag. Altern in Würde hat einen hohen Stellenwert. Dafür setzt sich die SPD 60plus ein.“
„Zahlreiche Ältere fragen sich, wo das Miteinander, das Füreinander in der Nachbarschaft, im Stadtteil bleibt. Wo gibt es vor Ort eine Nachbarschaftsstelle, die kompetent weiterhilft? Das sind ganz entscheidende Fragen, die im Alter auftauchen“, fasste eine SPD-Seniorin ihre Eindrücke zusammen.
Hilfe dazu verspricht das Modellprojekt „Präventive Hausbesuche“ in Korschenbroich, das die SPD-Kreistagsfraktion auf den Weg gebracht hat. Udo Bartsch, SPD-Fraktionsvorsitzender und Initiator des Modellprojektes, stellte den neuen Ansatz des Projektes vor. Staatliche Stellen arbeiten üblicherweise Anträge ab. Sie reagieren also auf Anfragen der Bürgerinnen und Bürger. Gerade ältere Menschen stellen aber nicht gerne Anfragen oder Anträge. Manche schämen sich einfach, im Alter um staatliche Hilfe zu bitten. Ihnen kann dann auch nicht geholfen werden. Das Modellprojekt geht von einem völlig anderen Ansatz aus. Alle Personen ab einem bestimmten Alter werden von der Gemeinde angeschrieben. Keine Person muss zu einer Behörde gehen. Alle Älteren ab einem bestimmten Alter erhalten Post nach Hause. Die einzige „Aufgabe“ der Angeschriebenen besteht darin, sich zurück zu melden.
Christiane Langen vom Diakonischen Werk berichtete von ihrer Arbeit aus dem Modellprojekt. So erhielten 2022 in Korschenbroich alle Personen über 75 Jahre per Post einen Fragebogen. Rund sechs Prozent schickten eine Antwort zurück. Das erscheint wenig, aber es waren 192 Antworten. 167 der Antwortenden wollten Hilfe und Unterstützung. Auch eineinhalb Jahre später erreichen jede Woche immer noch neue Antworten die Seniorenberaterin. Auf diese Antworten hin werden diese Älteren dann zunächst angerufen, es entwickeln sich Kontakte und meist wird die Person dann auch zu Hause aufgesucht. Die Hausbesuche finden immer auf freiwilliger Basis statt. Das Anliegen des Projektes ist, dass die Menschen solange wie möglich in ihrem gewohnten Lebensumfeld leben können. Viele Ältere scheuen es, von sich aus städtische Ämter oder Behörden aufzusuchen. Deshalb ist dieses Modellprojekt, in dem die Gemeinde alle älteren Personen anschreibt, so wichtig. Nicht der einzelne Mensch muss sich an die Gemeinde wenden, sondern die Gemeinde wendet sich an ihre älteren Bürger. Den häufigsten Satz, den Frau Langen am Ende ihrer Hilfestellungen von den Älteren hört, ist: „Wenn ich das früher gewusst hätte.“
Ulrich Winkler, Organisator dieser Veranstaltung, fasste zusammen: „Wir Sozialdemokraten wollen alle Menschen unterstützen, ihnen helfen, gerade auch diejenigen unter uns Älteren, die bei Gesetzen, Verordnungen und Ämtern nicht so fit sind. Dazu müssen wir sie als erstes aber erreichen. Und genau dies, dass ältere Menschen tatsächlich auch erreicht werden, schafft dieser Modellversuch.“
Einig waren sich alle SPD-Seniorinnen und Senioren in ihrer Forderung: Der Modellversuch soll auf alle Gemeinden im Kreisgebiet ausgeweitet werden. Vorbeugung ist immer besser als hinterher schwierigen Notfälle aufwendig nachzugehen. „Die Bürgermeister unserer Kreisgemeinden sollen sich mit ihren lokalen Besonderheiten einbringen“, forderte Marie-Jeanne Zander in ihrem Schlusswort. Anschließend bedankte sie sich bei Christiane Langen und Udo Bartsch für ihre Vorträge und beendete den interessanten Nachmittag.